Wie gesund ist Zucker?
Zucker hat einen schlechten Ruf: Die einen vergleichen ihn mit einer Droge, weil er eine erhöhte Ausschüttung von Dopamin bewirkt und so das körpereigene Belohnungssystem aktiviert. Die anderen halten ihn prinzipiell für einen Krankmacher, denn schliesslich ist Zucker kein Nährstoff. Der Körper braucht ihn nicht. Trotzdem fällt es uns schwer, auf Zucker ganz zu verzichten. Schliesslich schmeckt er gut. Ausserdem steckt er in vielen Lebensmitteln, die wir täglich zu uns nehmen. Deshalb ist es gut, mehr darüber zu wissen, wie und ob Zucker schädlich ist und welche Alternativen es gibt.
Wie so oft: Auf das richtige Mass kommt es an
Vorab die gute Nachricht: Du musst nicht per se auf Zucker verzichten, denn Zucker in vernünftigen Mengen ist in Ordnung. Es kommt aber auf das richtige Mass an – doch dies zu halten, fällt vielen leider schwer. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich unser Zuckerkonsum extrem gesteigert. Mittlerweile essen die Deutschen im Schnitt 70 Kilogramm Zucker pro Jahr.
Das Problem mit dem Zucker: Er hat viele Kalorien und macht Lust auf mehr. Zucker geht direkt ins Blut und lässt den Blutzuckerspiegel rasant steigen. Zugleich schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus, um den Zucker in die Zellen zu schleusen. Der Blutzuckerspiegel sinkt daraufhin rasch ab und wir bekommen erneut Hunger oder Lust auf Süsses – ein Teufelskreis. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und Diabetes II sind die Folgen, wenn man es mit dem Zuckerkonsum übertreibt – ganz zu schweigen von dem Karies, den Zucker entstehen lässt.
Doch das richtige Mass zu halten, ist gar nicht so einfach. Schliesslich geht es nicht um das tägliche Stückchen Schokolade, das wir uns verkneifen sollen oder um die Limonaden, die ein deutliches Zuviel an Zucker enthalten und die wir in der Tat meiden sollen. Gefährlich sind vor allem die versteckten Zucker, wie sie zum Beispiel in vielen Fertiggerichten vorkommen und die wir kaum erkennen können – denn Zucker hat viele Namen.
Es ist keinesfalls nur der übliche Haushaltszucker, der dem Körper nicht gut tut. Auch Honig, Agavendicksaft, Biozucker, brauner Zucker oder Fruchtzucker sind leider nicht viel gesünder. Fructose, also Fruchtzucker, steht sogar im Verdacht, ein Treiber von Insulin-Resistenzen zu sein! Allein der sehr teure Kokosblütenzucker soll einen niedrigen glykämischen Index haben, das heisst er lässt den Blutzuckerspiegel nicht in die Höhe schnellen.
Ein Dickicht, bei dem es schwer fällt, den Überblick zu behalten
Viele süssende Stoffe werden von uns gar nicht als Zucker wahrgenommen, haben aber auf den Körper einen vergleichbaren Effekt. Der Blick auf die Zutatenliste ist verwirrend. Oft wird Zucker erst nach einer Vielzahl von Süssmachern aufgezählt, darunter Glukose-Fruktose-Sirup, Maltodextrin, Milchzucker, Süssmolkenpulver oder Vollmilchpulver. So wird der Eindruck vermittelt, ein Produkt enthalte wenig Zucker. Vorsicht ist auch geboten bei Aufschriften wie „zuckerfrei“ oder „ohne Zuckerzusatz“: Lebensmittel dürfen sich als zuckerfrei bezeichnen, wenn sie nicht mehr als 0,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm enthalten. Ausserdem können sie von Natur aus Zucker enthalten.
Weniger Zucker – es geht doch
Um in Sachen Zucker den Überblick zu behalten und das richtige Mass zu finden, hilft nur eines: Wir müssen uns unsere Nahrung so frisch und naturbelassen wie möglich zusammenstellen und zu geregelten Zeiten essen, damit wir keine Heisshungerattacken bekommen. Cola, Limonaden und Fertiggerichte sollten tabu sein und Süssigkeiten die Ausnahme. Wie du ausserdem Zucker sparst, verraten wir dir hier:
- Ersetze gesüssten Joghurt durch Naturjoghurt mit Obst.
- Setze auf Fruchtsaft-Schorlen anstelle von Softdrinks oder aromatisiere dein Wasser mit Beeren und Kräutern.
- Kaufe Marmeladen mit natürlichen Geliermitteln (Agar-Agar, Sago oder Johannisbrotkernmehl) und entsprechend reduzierter Zuckermenge.
- Durch Gewürze wie Zimt, Kardamom oder Koriander kannst du den Süssgeschmack in Gerichten heben.
- Süsses Gemüse wie Süsskartoffeln oder Kürbis können auch den Süsshunger stillen.
- Verwende Obst als Süssigkeit und meide Schokoriegel und Co.
- Fertigmüslis enthalten viel Zucker, besser ist es, dein Müsli selbst zu mischen – mit Haferflocken, ein paar Rosinen oder getrockneten Beeren, Leinsamen, und Nüssen.
Noch ein Wort zu Süssstoffen und Zuckeraustauschstoffen
Künstliche Süssstoffe wie zum Beispiel Aspartam und Saccharin oder pflanzliche Süssstoffe wie Stevia oder Xylit haben zwar keine oder weniger Kalorien als Zucker, sind aber kein Freibrief. Denn alle diese Stoffe sind umstritten. Die künstlichen Süssstoffe stehen im Verdacht, Krebs zu fördern. Die pflanzlichen sind entweder wenig bekömmlich oder sie schmecken nicht. Zudem gibt es Stimmen, die behaupten, dass auch Süssstoffe Heisshungerattacken auslösen und dick machen. Die Verfechter belegen dies mit dem Argument, dass natürliche Süssstoffe in der Tiermast eingesetzt werden.
Somit bleibt nur diese Alternative: Mass halten beim Zuckerkonsum und auf eine ausgewogene sowie abwechslungsreiche Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse setzen. Dann darf es auch ab und an eine süsse Belohnung geben.